Wie viele PSA-Tests werden empfohlen?

Als Screening auf Prostatakrebs genügt dies wohl für mindestens die Hälfte aller Männer im Laufe ihres Lebens, so eine schwedische Studie. Lediglich bei höheren, aber noch normalen Werten empfehlen sich Untersuchungen alle 2-4 Jahre.

Die Routineuntersuchung beschwerdefreier Männer auf Prostatakrebs mittels PSA-Bestimmung hat sich verbreitet, auch ohne den Nachweis von deren Nutzen bezüglich der Sterblichkeit an dieser Erkrankung. Mittlerweile gibt es jedoch Hinweise darauf, dass ein solches PSA-Screening die Sterblichkeit an Prostatakrebs senkt. Allerdings um den Preis einer erheblichen Überdiagnose und Übertherapie. Das heißt, dass viele Männer untersucht und behandelt werden, deren Krebs wohl nie gefährlich geworden wäre (siehe hierzu auch Neues zum PSA-Screening).

Die PSA-Bestimmung erfolgt in der Regel nicht nur einmalig und ist auf verschiedene Art möglich. Hierzu gibt es einige Empfehlungen, jedoch nur wenige Studien, vor allem was den Beginn und die Abstände der Untersuchungen anbelangt. Nach ersten Ergebnissen könnte schon ein einziger PSA-Wert ausreichen, um das Langzeitrisiko für eine Erkrankung an Prostatakrebs vorherzusagen. Ziel ist, anhand eines Basiswerts zu entscheiden, ob ein Mann von weiteren Tests profitiert und wann diese erfolgen sollten.

Beispielsweise wurde 2010 gezeigt, dass 60-Jährige, deren PSA-Wert unter dem Mittelwert dieser Altersgruppe liegt (bis 1ng/ml), ein geringes Risiko haben, in den nächsten 25 Jahren an Prostatakrebs zu versterben (0,2%). Damit müsste die Hälfte der 60-Jährigen nicht weiter getestet werden. Wenn man also das Screening auf Männer mit dem höchsten Risiko für Metastasen und Tod an Prostatakrebs konzentrieren würde, ließe sich das Verhältnis zwischen dessen Vor- und Nachteilen verbessern.

Neue Studie mit 40- bis 55-Jährigen

In Schweden wurde zu diesem Thema nun eine neue Studie durchgeführt (Vickers et al.). Sie betrifft Männer zwischen 40 und 55, also in einem Alter, ab dem das Screening normalerweise empfohlen wird. Ziel war herauszufinden, wann sie erstmals getestet werden sollten und ob man weitere Tests vom Krebsrisiko abhängig machen kann.

Hierzu untersuchten die Forscher den PSA-Wert in zuvor nicht getesteten Blutproben aus einer früheren Studie von 1974-1984. Sie stammten von mehr als 21.000 Männern im Alter zwischen 27 und 52 Jahren, von denen sich knapp 5000 etwa sechs Jahre später eine weitere Probe hatten abnehmen lassen. Laut Krebsregister waren 1369 dieser Männer bis 2006 an Prostatakrebs erkrankt, weitere Nachforschungen ergaben darunter 241 Fälle von Metastasen und 162 Prostatakrebs-Todesfälle.

Erster PSA-Test mit 45 Jahren

Die Auswertung ergab, dass das Risiko für Metastasen und Tod an Prostatakrebs deutlich mit dem PSA-Ausgangswert zusammenhängt. Aber in welchem Alter sollte man mit den Messungen beginnen? Männer um die 40 hatten ein geringes Risiko für Prostatakrebsmetastasen in den nächsten 15 Jahren, sogar die 10% mit den höchsten PSA-Werten (s. Tabelle). Somit würden nur wenige bis zum Alter von 45 Jahren unheilbaren Krebs entwickeln, vorausgesetzt sie haben keine weiteren Risikofaktoren (z.B. Prostatakrebs in der Familie). Das Risiko stieg bei späterem Testbeginn allerdings deutlich an. Mit der PSA-Bestimmung erst nach dem 55. Lebensjahr zu beginnen, hieße somit, dass ein beträchtlicher Teil der 45- bis 55-Jährigen irgendwann an unheilbarem Prostatakrebs erkranken würde.

Tabelle: Risiko für Männer verschiedener Altersgruppen, in den nächsten 15 Jahren Prostatakrebsmetastasen zu entwickeln bzw. an Prostatakrebs zu versterben (hier nur Daten für jeweils 10% der Männer einer Altersgruppe mit den höchsten PSA-Werten).

Alter PSA-Wert Risiko für
Metastasen
Sterberisiko
37,5-42,5 bei Erstuntersuchung ab 1,3ng/ml 0,6% 0,6%
45-49 bei Erstuntersuchung ab 1,6ng/ml 1,6% 0,7%
51-55 bei Zweituntersuchung ab 2,4ng/ml 5,2% 3,4%

Weitere Tests auch bei niedrigem PSA-Wert

Wenn das Screening also mit Mitte 40 beginnt, kann dann ein Teil der Männer auf weitere PSA-Tests verzichten? Männer im Alter von 45-49, deren PSA-Wert unter dem Mittelwert ihrer Altersgenossen lag (bis 0,68ng/ml), hatten ein Risiko für Metastasen in den nächsten 25 Jahren von 0,9%. Im Alter von 51-55 betrug es 1,6% (bei PSA bis 0,85ng/ml).

Von allen Männern, die Metastasen entwickelten, hatte jedoch ein beträchtlicher Teil früher einen PSA-Wert unter dem Mittelwert (28% im Alter von 45-49 und 18% im Alter von 51-55). Man sollte deshalb aus dem relativ geringen Risiko für Metastasen nicht ableiten, dass bei 45- bis 55-Jährigen mit einem PSA unter dem Mittelwert weitere Tests nicht mehr notwendig wären. Auch in der Statistik der Sterblichkeit an Prostatakrebs ließ sich keine PSA-Grenze identifizieren.

Abstand zum nächsten Test abhängig vom Risiko

Nachdem 45- bis 55-Jährige selbst mit geringem Risiko nicht auf weitere PSA-Tests verzichten sollten, in welchen Abständen sollten sie sich dann untersuchen lassen? Der überwiegende Teil von ihnen hatte einen PSA-Wert bis 1ng/ml (73% der 45- bis 49-Jährigen und 59% der 51- bis 55-Jährigen). Dabei war das Risiko für Metastasen in den nächsten 15 Jahren gering (0,1% bzw. 0,4%), so dass hier ein Intervall von 5 Jahren ausreichen würde.

Unter den an Prostatakrebs Verstorbenen gehörten jeweils 44% im Alter von 45-49 und von 51-55 zu den 10% ihrer Altersgruppe mit den höchsten PSA-Werten (ab 1,6ng/ml bzw. ab 2,4ng/ml). Fast die Hälfte aller Tumoren, die in den nächsten 25-30 Jahren zum Tode führen würden, ließe sich also früh entdecken, wenn man diese kleine Hochrisikogruppe sorgfältig überwachen würde.

Fazit der Autoren

Ein PSA-Screening bei Männern um die 40 ohne weitere Risikofaktoren ist schwer zu rechtfertigen. Durch einen PSA-Test im frühen mittleren Alter lässt sich eine kleine Gruppe von Männern identifizieren, die ein hohes Risiko für spätere Prostatakrebsmetastasen haben. Sie sollten sorgfältig überwacht werden. Für mindestens die Hälfte der Männer reichen wahrscheinlich drei PSA-Tests, jeweils einer mit Mitte bis Ende Vierzig, mit Anfang Fünfzig und mit Sechzig.

Ein praktikables Vorgehen wäre, bei Männern mit Mitte bis Ende Vierzig einen ersten PSA-Test durchzuführen. Bei einem Wert von unter 1ng/ml sollte der Test mit Anfang Fünfzig und mit Sechzig wiederholt werden, bei einem höheren Wert alle 2-4 Jahre. Liegt das PSA mit Sechzig immer noch unter 1ng/ml, könnte man auf weitere Test verzichten, andernfalls sollte man bis etwa Siebzig weiter testen.

Von den 45- bis 55-Jährigen, die zu den 10% ihrer Altersgruppe mit den höchsten PSA-Werten gehören, liegt der Wert bei einigen über der Grenze zur Prostatabiopsie (z.B. 3ng/ml). Sie sollten sich also weiter untersuchen lassen. Die anderen Männer sollten darüber aufgeklärt werden, dass sie zwar wahrscheinlich nicht an Prostatakrebs sterben werden, jedoch ein überdurchschnittliches Risiko für Metastasen in den nächsten 25 Jahren haben (fast 10%), so dass für sie regelmäßige und eventuell eingehendere Untersuchungen besonders wichtig sind.

Anmerkungen

Die Aussagen zu den 60-Jährigen basieren auf einer früheren Studie derselben Arbeitsgruppe (Vickers et al., BMJ 2010; 341: c4521). Eine ähnliche Vorgänger-Untersuchung ebenfalls derselben Gruppe, wonach sich das Langzeitrisiko für fortgeschrittenen Prostatakrebs mit einem einzelnen PSA-Wert, gemessen im Alter bis 50 Jahren, vorhersagen lässt, wurde 2011 veröffentlicht (Lilja et al., Cancer 2011; 117: 1210-1219).

Die Ergebnisse der jetzigen Studie werden auch von anderen Studien unterstützt. Wie auf dem Jahreskongress der deutschen Urologen im September 2013 zu erfahren war, werden deshalb die Empfehlungen zur PSA-gestützten Früherkennung von Prostatakrebs bei der nächsten Aktualisierung der Leitlinie angepasst.


Quellen (u.a.)

  • Vickers, A. J., et al.: Strategy for detection of prostate cancer based on relation between prostate specific antigen at age 40-55 and long term risk of metastasis: case-control study. BMJ 2013; 346: f2023, DOI 10.1136/bmj.f2023 (Volltext, auch als PDF verfügbar)

  • Wirth, M.: Prostatakarzinom. 65. Kongress der DGU (Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V.), Dresden 25.-28.9.13, Plenum II „Abschlussforum – Was gibt es Neues?“ am 28.9.13, Vortrag

  • Wirth, M., et al.: Hat die PSA-gestützte Früherkennung eine Zukunft? Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V., Düsseldorf, Urologisch, Nr. 1, September 2013, S. 3