Hämospermie
Eine Blutbeimengung zum Sperma (Samenflüssigkeit) alarmiert Betroffene wie PartnerInnen. Sie ist meist harmlos, kann aber auch Zeichen einer Erkrankung sein, vor allem bei wiederholtem Auftreten.
Weil die Hämospermie oft unbemerkt bleibt, ist ihre Häufigkeit nicht bekannt. Meist sind Männer im Alter von 30-40 Jahren betroffen. Das Sperma ist rosa bis dunkelrot, bei älterem Blut auch bräunlich oder schwärzlich verfärbt.
Ursachen
In den meisten Fällen ist eine Ursache nicht zu finden (50-70%). Ansonsten kommen in Frage: Prostatitis (10%), benignes Prostatasyndrom (BPS, durch Stauung von Blutgefäßen, 10%), Urogenitaltuberkulose (5%) sowie Spermatozystitis (Vesikulitis, Entzündung der Samenblasen) und andere Infektionen. Nur selten sind Tumoren (z.B. Prostatakarzinom), Verletzungen, Hypertonie (Bluthochdruck) oder weitere Erkrankungen die Ursache einer Hämospermie.
Untersuchung
Nach dem Erheben der Anamnese (Vorgeschichte) folgt die körperliche Untersuchung: Blutdruckmessen zum Ausschluss einer Hypertonie (Bluthochdruck), Untersuchung des Penis auf Verletzungen, Abtasten der Nebenhoden und der Samenleiter zwischen Nebenhoden und Leistenring sowie Abtasten von Prostata und Samenblasen bei der digitalen rektalen Untersuchung.
Der Urin wird mittels Teststreifen und gegebenenfalls Zwei- oder Viergläserprobe (Auffangen von Harnportionen während des Wasserlassens) besonders auf Blutbeimengungen (Hämaturie), Entzündungszeichen und Krankheitserreger untersucht.
Der Wert der Spermauntersuchung ist umstritten: Abgesehen davon, dass dabei auch eine nur mikroskopisch sichtbare Hämospermie erkannt werden kann, soll etwa die Hälfte der Bakteriennachweise auf Verunreinigungen der Proben zurückzuführen sein (falsch positive Ergebnisse).
Bei Fortbestehen oder wiederholtem Auftreten der Hämospermie oder bei gleichzeitiger Hämaturie sind weitere Untersuchungen nötig: Zum Beispiel Urethrozystoskopie (Spiegelung von Harnröhre und Harnblase), transrektale Ultraschalluntersuchung (TRUS, vom Mastdarm aus) und MRT (Magnetresonanztomographie, NMR, Kernspin).
Behandlung
Die Behandlung richtet sich nach der Ursache der Hämospermie. So ist eine Prostatitis konsequent zu behandeln, ebenso ein Harnweginfekt oder eine andere Entzündung (z.B. mit Antibiotika). Beim BPS kommt eine medikamentöse oder operative Behandlung in Frage. Nach dem Ausschluss behandlungsbedürftiger Erkrankungen steht die ausführliche Beratung und Beruhigung des Patienten im Vordergrund. Hormonpräparate (Östrogene, Kortikosteroide) sollten nicht gegeben werden.
Quellen (u.a.)
- Hautmann, R., H. Huland (Hrsg.): Urologie. 3. Auflage, Springer Medizin Verlag, Heidelberg 2006, ISBN 978-3-540-29923-3
- Sökeland, J., et al.: Taschenlehrbuch Urologie. 13. Auflage, Thieme, Stuttgart 2004, ISBN 978-3-13-300613-2