Untersuchung beim BPS

Die Basis sind das Erheben der Vorgeschichte (Anamnese), die körperliche Untersuchung, Blut- und Urin-Tests sowie der Ultraschall. In besonderen Fällen können weitere Untersuchungsmethoden hinzukommen.

Beim BPS verursacht eine gutartige Prostatavergrößerung (engl. BPE) eine Prostata-bedingte Harnabflussstörung (engl. BPO). Diese stellt wiederum für den Urin ein Blasenauslasshindernis dar (engl. BOO) und kann so zu Beschwerden am unteren Harntrakt (engl. LUTS, v.a. beim Wasserlassen) führen (diese vier Abkürzungen kommen oft in Untersuchungsbefunden vor, Näheres dazu s. Begriffe).

Ziel der Untersuchung ist festzustellen, ob und in welchem Ausmaß bei einem Patienten diese Veränderungen und Zusammenhänge vorhanden sind. Vor allem soll geklärt werden, ob die Beschwerden (LUTS) zum BPS passen, wie stark sie sind, ob eine Behandlung nötig ist und welche Therapie sich am besten eignet. Hierzu werden zunächst Basisuntersuchungen durchgeführt, gegebenenfalls gefolgt von weiteren Untersuchungen:

Basisuntersuchungen

Anamnese: Beim Erheben der Vorgeschichte fragt der Arzt nach früheren und jetzigen Krankheiten und Beschwerden, nach Operationen und dem Sexualleben. Im Vordergrund steht beim BPS natürlich das Wasserlassen. Aber auch Medikamente und andere Präparate, die eingenommen werden, sind wichtig. Denn manche stören das komplizierte Zusammenspiel zwischen Harnblase und Schließmuskeln und können zu Beschwerden beim Wasserlassen führen.

Beurteilung der Beschwerden: Welche Beschwerden vorliegen und wie stark und beeinträchtigend sie der Betroffene empfindet, lässt sich mit einem standardisierten Fragebogen bestimmen. Wenn man einen solchen mehrfach zu verschiedenen Zeitpunkten ausfüllt, lassen sich aus dem Vergleich auch Hinweise auf den Krankheitsverlauf beziehungsweise den Behandlungserfolg entnehmen. Verwendet wird oft der IPSS (internationaler Prostata-Symptomen-Score; mehr dazu im Lexikon unter IPSS). Aus den Antworten ergibt sich die wichtige IPSS-Punktezahl. Nach dem Ergebnis der Fragen 1-7 unterscheidet man milde (1-7), mäßige (8-19) und schwere Beschwerden (20-35). Eine Behandlung erfolgt meist, wenn der Wert über 7 liegt und ein Leidensdruck besteht (Frage 8 zur Lebensqualität mit 1-6 Punkten bewertet).

Blutuntersuchungen: Der Blutspiegel des Prostata-spezifischen Antigens (PSA) kann Hinweise auf Prostatakrebs, auf eine Prostataentzündung (Prostatitis) und auf das Risiko für ein Fortschreiten des BPS geben. Seine Höhe wird von bestimmten Medikamenten beeinflusst und hängt auch von mechanischen Belastungen der Prostata ab (z.B. Radfahren, Geschlechtsverkehr). Deshalb ist die Blutprobe vor der Tastuntersuchung (s. nächster Absatz) abzunehmen (Näheres zum Thema im Abschnitt „Untersuchungen“ unter PSA-Bestimmung). Weitere Laborwerte dienen vor allem dazu, die Funktion der Nieren zu beurteilen und eine mögliche Schädigung festzustellen.

Körperliche Untersuchung: Das Augenmerk richtet sich vor allem auf Bauch und Geschlechtsorgane sowie auf die Funktion der Nerven der unteren Körperhälfte. Bei der Tastuntersuchung (DRU) werden besonders die Größe, Form, Konsistenz und Empfindlichkeit der Prostata beurteilt (Näheres im Abschnitt „Untersuchungen“ unter digitale rektale Untersuchung). Beim BPS ist sie meist vergrößert und prall elastisch; die Härte wird von der Vermehrung des Zwischengewebes bestimmt (s. auch Anatomie der Prostata). Zudem können Knoten zu tasten sein. Ein Druckschmerz spricht für eine Entzündung.

Urinstatus: Eine Urinprobe wird besonders auf Entzündungszeichen und Blutbeimengungen (Hämaturie) untersucht, meist mittels Teststreifen und Mikroskop, gegebenenfalls auch mit anderen Methoden. Manchmal muss die Probe auch auf spezielle Weise gewonnen werden, um den Ursprung von Beimengungen festzustellen (z.B. Dreigläserprobe; Näheres zum Thema im Abschnitt Untersuchungen unter Urinuntersuchungen).

Ultraschalluntersuchung: Den oberen Harntrakt und die Harnblase untersucht der Arzt durch die Bauchdecke (s. dazu auch im Lexikon unter Sonographie). Dabei kann er ausschließen, dass Harnleiter (Ureter) und Nieren von einem eventuell BPS-bedingten Harnrückstau betroffen sind. Er achtet auf weitere Veränderungen in diesem Bereich (z.B. Steine, Zysten, Tumoren, Ausstülpungen der Blasenwand = Divertikel). Außerdem misst er die Restharnmenge, also wieviel Urin nach dem Wasserlassen (nach der Miktion) in der Blase verbleibt. Dies ist wichtig, um abzuschätzen, ob eine Behandlung nötig ist und ob das BPS fortschreiten wird. Die Prostata selbst sollte vom Mastdarm (Rektum) aus mit dem hochauflösenden TRUS beurteilt werden (Näheres s. Abschnitt „Untersuchungen“ unter transrektaler Ultraschall). Damit lässt sich das Prostatavolumen ermitteln, um das Risiko für ein Fortschreiten des BPS zu beurteilen und das Behandlungsverfahren auszuwählen.

Uroflowmetrie: Bei der Harnflussmessung wird die Stärke des Harnstrahls über die Zeit gemessen und als Kurve dargestellt (Näheres im Abschnitt Untersuchungen unter Urinuntersuchungen). Sie dient zum Nachweis einer Störung der Blasenentleerung und liefert Hinweise auf deren Ursache. Eine sichere Unterscheidung zwischen Blasenauslasshindernis (BOO) und Blasenschwäche ist damit aber nicht möglich. Zudem schließt ein unauffälliger Befund ein BOO nicht aus. Beim BPS zeigt sich meist eine typisch verzögerte Kurve mit vermindertem maximalen Harnfluss (Qmax in ml/s, engl. peak flow).

Weitere Untersuchungen

Eine weitergehende Diagnostik sollte nur bei Patienten erfolgen, bei denen nach den Basisuntersuchungen noch Fragen offen oder andere Krankheiten abzugrenzen sind. Dabei kommen beispielsweise infrage:

  • Miktionsprotokoll (Miktion = Wasserlassen): Der Patient schreibt über mindestens zwei Tage auf, wann und wieviel er getrunken und Urin abgelassen hat. Dies gibt wichtige Hinweise auf bestimmte Krankheiten.

  • Messung der Dicke der Blasenmuskulatur mittels Ultraschall: Je stärker das Blasenauslasshindernis (BOO) ist, desto dicker wird im Allgemeinen die Muskelschicht.

  • Druck-Fluss-Messung (urodynamische Untersuchung): Bestimmung verschiedener Drücke und der Muskelaktivität des Beckenbodens während des Wasserlassens und/oder der Befüllung der Blase über Katheter. Sie wird in besonderen Fällen durchgeführt, um eine Störung der Blasenfunktion von einem Blasenauslasshindernis (BOO) abzugrenzen und um die Art der Störung festzustellen.

  • Retrograde Urethrozystographie: Röntgen von Harnröhre und Harnblase nach Befüllen der Harnblase mit Kontrastmittel über einen Katheter (retrograd = rückwärts).

  • Ausscheidungsurographie: Röntgen des gesamten Harntrakts nach Gabe eines Kontrastmittels.

  • Endoskopie: Spiegelung, zum Beispiel der Harnröhre und Harnblase (Urethrozystoskopie) zum Ausschluss eines Blasentumors oder einer narbigen Verengung (Striktur) der Harnröhre. Dabei ist auch zu erkennen, welche Teile der Prostata die Harnröhre verengen und ob eine Operation durch die Harnröhre möglich ist.

Beurteilung der Befunde

Die Diagnose eines BPS, das heißt die Feststellung, dass die Beschwerden (LUTS) tatsächlich von einer Prostatavergrößerung kommen, beruht vor allem darauf, dass andere Veränderungen als Ursache ausgeschlossen werden, und zwar mit Hilfe der Krankengeschichte, der körperlichen Untersuchung, der Urinuntersuchung und dem Ultraschall von Harnblase und Prostata.

Die Notwendigkeit zur Behandlung und die Wahl des Therapieverfahrens richten sich zum einen nach dem Ergebnis des IPSS-Fragebogens, also nach dem subjektiven Ausmaß der Beschwerden und der davon verursachten Beeinträchtigung des Patienten. Zum anderen nach den objektiven Befunden, aus denen sich die Stärke des Blasenauslasshindernisses (der Grad der BOO) und das Risiko für ein Fortschreiten des BPS ergeben. Dieses Risiko hängt ab vom Alter des Patienten, dem PSA-Wert, dem Prostatavolumen, der Restharnmenge und dem Befund der Uroflowmetrie.

Der Grad der BOO und die Stärke der Beschwerden (LUTS) hängen nicht zusammen, auch nicht unter der Behandlung. So können zum Beispiel unter Medikamenten die Beschwerden zurückgehen, das Abflusshindernis jedoch stärker werden, so dass Komplikationen drohen. Umgekehrt ist es möglich, dass eine Operation die Abflussstörung, nicht aber die Beschwerden beseitigt.

Da das BPS mit der Zeit fortschreitet, kann es zu Komplikationen kommen, wenn es nicht oder unzureichend behandelt wird (s. Zeichen und Komplikationen des BPS). Ziel der Behandlung ist deshalb, nicht nur die Beschwerden zu lindern, sondern auch das Fortschreiten zu verhindern. Dessen Risiko muss im konkreten Fall anhand der Untersuchungen abgeschätzt werden, um den Wert einer Behandlungsform für den jeweiligen Patienten zu beurteilen.